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Aktuelle Berichte

Link zu den aktuelle Berichte der letzten Vorstandssitzung



Delegation aus dem Saanenland:

Fabian Jaggi, Ruth Schmid, Simon Hauswirth


Rumänische Freunde:

Übersetzerin Ildiko Tordai, ehemaliger Pfarrer Szabolcs Kovacs



Mittwoch

An einem klaren Mittwoch machten wir uns nach der Arbeit auf den Weg nach Zürich, wo wir spät abends bei Fabian, nach einem Spaziergang durch die Quartiere, freundlich empfangen wurden. Bei ihm durften wir die erste Nacht verbringen, da wir sonst den Flieger im Schwabenländle nicht erwischt hätten.



Donnerstag

Nach einer kurzen Nachtruhe läutete bereits um 5 Uhr unser Wecker die Tagwacht ein. Voller Vorfreude und nach einem Kaffee in früher Morgenstunde machten wir uns mit dem Auto auf den Weg zum Flughafen Menningen in Rheinland-Pfalz.

Dieses Jahr hatten wir den deutschen Flughafen ausgewählt, welcher in

1h 50Min. von Zürich aus erreichbar ist und von dem drei Mal wöchentlich direkte Flüge nach Târgu-Mures angeboten werden. Der grosse Vorteil dieser Route ist, dass wir in Rumänien selbst nur eine relativ kurze Distanz von ca. 50 Minuten vom Flughafen zur Zielortschaft hinter uns legen müssen. Nach einem angenehmen und klaren Flug über die Österreichischen Alpen und hügeligen Weiten von Ungarn, haben wir nach eineinhalb Stunden den kleinen und etwas in die Jahre gekommenen Transilvanischen Flughafen in Târgu Mures erreicht.

Gleich nach der Zollkontrolle konnten wir im übersichtlichen Ankunftsbereich, bei einem freundlichen und zuvorkommenden Herrn, das neue Mietauto in Empfang nehmen.

In Târgu Mureș, auf Deutsch Neumarkt genannt, schauten wir uns das Zentrum an, schlenderten bei äusserst warmem und angenehmem Herbstwetter durch die Gassen und liessen die ersten Eindrücke auf uns wirken.

Schon stellte sich uns das erste Problem: das moderne Bezahlen der Parkgebühren mit rumänischer Anleitung! Rumänien betreibt ein System, die Parkgebühren via SMS zu bezahlen, was wir mit dem Schweizer Handy leider nicht möglich war! Die ganze Zeit hofften wir, dass die Ordnungshüter gnädig mit der Parkbusse für unser Mietauto sein würden.

Gestärkt von den ersten rumänischen Köstlichkeiten und ohne Parkbusse fuhren wir, via neu ausgebauten und geteerten Landstrassen, nach Szentimre. Die letzten Kilometer konnten wir - für uns doch eher landestypisch - auf staubenden Schotterstrassen bis zum Ankunftsort überwinden. Schon von weitem erkannten wir das Dorfschild von Szentimre. Oberhalb war ein zweites Schild mit der Aufschrift „Gstaad / Saanen“ erkennbar.

Während der Dorfdurchfahrt hielten wir erstmals nach unserer Kontaktperson, dem ehemaligen Pfarrer Szabolcs, Ausschau. Nach der ersten Zusatzrunde durch das scheinbar menschenleere Dorf trafen wir auf den freundlichen Bauern Lorand, welcher uns zu seinem Hof gewunken hatte. Trotz der ersten Sprachschwierigkeiten wurden wir sehr herzlich willkommen geheissen und sofort in die gute Stube gebeten. Wie es der Zufall wollte waren wir bei unserer Gastgeberfamilie gelandet, wo wir während unseres Aufenthalts übernachten durften.

Nach köstlicher Bewirtung durch unsere Gastfamilie, mit frischem Kartoffelsalat mit Pouletschnitzel und -schenkel, trafen wir am selben Abend unsere liebe Bekannte und Übersetzerin des Vorstands Ildiko. Sie war eine Nacht vorher aus Frankfurt angereist und wohnte bei Ihrer Schwester und deren Familie am Dorfrande. Sie kann mittlerweile, dank einem von Vepass möglich gemachten Sprachaufenthalt in der Schweiz, fehlerfrei Deutsch und hat sich zu einem wichtigen Vereinsmitglied entwickelt. Szabolc Kovacs, der ehemaliger Pfarrer und Präsident des Fördervereins stiess ebenfalls zu uns und es wurde bis spät am Abend ausgiebig das Programm der nächsten Tage besprochen. Auch Geschehnisse vergangener Zeit wurden ausgetauscht.



Freitag

Nach der ersten Übernachtung erhielten wir bei unserer Gastgeberfamilie ein reichhaltiges Frühstück. Gestärkt traten wir zu Fuss den Rundgang durch das Dorf an. Als erste Station stand die Besichtigung der Mosterei gleich um die Ecke an. Diese konnte dank der Hilfe von Vepass vor einigen Jahren in Betrieb genommen werden und musste wegen dem grossen Erfolg in diesem Sommer ausgebaut und mit einer neuen, effizienteren Saftpresse der Marke Rink ergänzt werden. Im steril ausgefliesten Raum steht die hydraulische Presse, welche feinsten Süssmost herstellt. Dieser wird im selben Raum auf einem mit Holz betriebenen Ofen sterilisiert und abgefüllt. Stolz wurde uns das Arbeiten mit der Presse vorgeführt.

Danach ging unsere Tour weiter den Hügel hoch Richtung Kirche, die seit dem 13. Jahrhundert über dem Dorf thront und wacht. Interessant und für uns etwas ungewohnt war, dass die Gräber nicht in Reihen um die Kirche herum angeordnet sind, sondern im ganzen Wald oberhalb der Kirche auf dem Hügel verteilt sind. Diese wurden, laut Szabolcs, im steilen, nicht nutzbaren Wald verteilt, welcher den Bauern damals keinen grossen Nutzen erwies.

Gleich unterhalb der Kirche befindet sich das Pfarrhaus, das zur jetzigen Zeit temporär als Schulhaus für die Unterstufe mit zwölf Kindern und als Kindergarten mit acht Kindern genutzt wird.


Das richtige Schulhaus befindet sich momentan im Umbau.

Darum wurden die Schüler kurzerhand ins Pfarrhaus verlegt.

Im Winterhalbjahr findet der Gottesdienst jeden Sonntag ebenfalls im Pfarrhaus statt, da die Kirche nicht geheizt werden kann und es trotz den gelieferten Schweizer Militärdecken einfach zu kalt bleibt! Beim Spazieren durch das verträumte Dorf fiel uns auf, dass bei praktisch allen Häusern die Veranden und Fassaden mit Reben überwachsen sind. Somit können die Kinder von den leckeren Trauben mit ihren wertvollen Vitaminen immer in Reichweite naschen. Natürlich mussten auch wir versuchen und konnten den süssen Früchten nicht widerstehen!

Die nächste Station war ein Besuch im Haus der Begegnung, welches aus immer noch ungeklärten Gründen im November 2018 einem Brand zum Opfer gefallen war und verwüstet wurde. Dabei war der Dachstock, der komplette erste Stock und der gesamte Innenausbau zerstört worden. Das Gebäude wurde vor allem dank Vepass realisiert. Das Haus der Begegnung findet bei der Bevölkerung sehr guten Anklang und wird für verschiedene Anlässe, Gottesdienste und Begegnungen genutzt. Im ersten Stock sind, leider muss man sagen waren, Zimmer für Gäste der Gemeinde vorhanden. Für uns war der Bericht der Zerstörung eine Schreckensnachricht, doch der Anblick live vor Ort war noch viel schlimmer! Positiv ist, dass in der Woche unserer Ankunft bereits der Dachstock durch Handwerker wieder erstellt wurde und das Dach mit Ziegeln neu eingedeckt war. Bis zum Wintereinbruch werden dieses Jahr noch die Fenster und Türen eingesetzt, welche bereits vor Ort gelagert werden und auf den Einbau warten. Somit soll das Haus den Winter durch gut austrocknen können und keine weiteren Schäden werden durch Wasser und Frost entstehen.

Die Finanzierung der bisher ausgeführten Arbeiten des Wiederaufbaus konnte durch Spenden von umliegenden Gemeinden und Privatpersonen sichergestellt werden. Jedoch geht die Suche nach Spendern weiter, da der Betrag für den Innenausbau nicht ausreichen wird.

Nach einem stärkenden Mittagessen in einer typischen Dorfbeiz im Nachbardorf durften wir unsere freie Zeit mit einem eindrücklichen Spaziergang auf die nahe liegenden Hügel geniessen. Die herrliche Aussicht über Felder und in weite Täler versetzte uns einmal mehr ins Staunen! Da in letzter Zeit in der näheren Umgebung immer wieder Bären gesichtet worden waren und es sogar einen tödlichen Unfall gegeben hatte, begleitete uns spontan die Schwester von Ildiko mit ihren Hunden, welche uns besten Begleitschutz gaben.


Am späteren Nachmittag fuhren wir nach Sowata, einer wichtigen Sommer- und Winterdestination der Region, welche durch die salzhaltigen Badeseen seit Jahrzehnten für Therapien und bei Wasserraten bekannt ist. Während eines Spaziergangs durch das Dorf mit riesigen Betonhotelanlagen der 60iger Jahr, wurde uns allen bewusst, dass das Dorf durch den Tourismus in eine komplett andere Welt umgestaltet geworden war!

Das Skigebiet bietet mit drei Liften und total 1,5 Kilometer präparierter Piste Spass auf gut 1156 M.ü.M auf leichten Hängen.

Gerne sind wir der Einladung durch den Förderverein in ein bekanntes Fischlokal in Sowata, das köstliche Lachs- und Forellengerichte anbietet, gefolgt. Grund der Zusammenkunft war das 10-jährige Bestehen des Partnervereins von Vepass.

Nach dem Essen folgten diverse Ansprachen mit Verdankungen und der Geschenktafelübergab. Dies war als Symbol gedacht für die langjährige Unterstützung durch Vepass.

Spät in der Nacht traten wir die Rückfahrt an, während der einige Teilnehmer, kurz vor unserem Dorf, vom Auto aus, Bären gesichtet hatten, welche uns zum Glück in Ruhe und Sicherheit schlafen liessen!


Samstag

Wiederum durften wir ein reichhaltiges Frühstück mit unseren Gastgeberfamilien einnehmen. Die Tochter unseres Gastgebers hatte vor ein paar Jahren in der Schweiz ein Praktikum gemacht. Ihre Sprachkenntnisse waren bei unseren Kommunikationsschwierigkeiten äusserst hilfreich!

Um neun Uhr trafen wir uns, diesmal mit dem Pfarrer der Nachbargemeinde, betreffend des Vorgehens der Vergabe von Mikrokrediten an die vielversprechendsten Projekte, welche durch fünf Parteien vorgängig eingegeben worden waren.

Im Verlaufe des Vormittages besuchten wir alle Gesuchsteller vor Ort wo sie uns, nach der schriftlichen Eingabe, ihre Projekte nun auch noch persönlich vorstellten.

Nach einem späten Mittagessen zogen wir uns zurück und diskutierten ausgiebig die Beurteilung der einzelnen Projekte. Von den fünf Eingaben konnten wir schlussendlich drei Mikrokredite vergeben. Wir hatten jedoch alle fünf Antragsteller persönlich aufgesucht und verkündeten ihnen unsere Entscheidung. Kurzerhand wurden die drei Verträge vor Ort unterzeichnet.

Den grössten Kredit durfte eine junge Familie mit einem Heidelbeeren Konzept entgegen nehmen. Der junge Akademiker, von der Stadt aufs Land gezogen, hat Land gekauft und sich selber ein Haus gebaut. Mit dem Mikrokredit kann Attila 1'000 Heidelbeersträucher kaufen, aus deren Ertrag er mit seiner Frau zusammen Konfitüre herstellen und die Früchte verkaufen will.

Der zweite Kredit ging an eine arme Familie die zwei Kühe und ein paar Hühner hat. Mit dem Geld können sie ihren Viehbestand vergrössern und werden so mehr Milch produzieren und verkaufen können.

Der letzte Kredit ging an einen bekannten Bauern, der eine neue Egge für seinen Traktor kaufen will, damit er die Felder wirtschaftlicher bearbeiten kann.

Unsere Absicht war ursprünglich, zwei Projekte mit einem Kredit von maximal 5000 € zu unterstützen. Wir haben dann vor Ort entschieden, statt zwei Projekte mit dem Vollen, drei mit aufgeteilten Beträgen zu unterstützen.

Nicht fördern konnten wir leider zwei sehr interessante Vorstösse, da sie nicht unseren Bestimmungen entsprochen haben. Eine gross angelegte Lavendelzucht war nicht in den beiden Ortschaften geplant. Wir mochten die Idee des jungen Paares sehr, nur konnten wir sie leider nicht dazu bewegen, die Plantage in Szentimre oder Sepröd anzulegen.

Beim fünften und letzten Antrag handelte es sich um eine Renovation einer alten Scheune, in der Musikunterricht und Konzerte stattfinden sollen. Da das Vorhaben aber klar als Non-Profit Institution deklariert war, entsprach es nicht unseren Vorgaben. In der Natur des Kredites ist dessen Rückzahlungsabsicht. Die Kredite müssen über 5 Jahre mit einem symbolischen Zins von 2% abgezahlt werden. Unsere Absicht ist es, jährlich Kredite zu vergeben und somit den Inovationsgeist zu fördern und es den Kreditnehmern zu ermöglichen, ohne den übertriebenen administrativen Aufwand einer Bank, finanziell unter die Arme zu greifen.

Am selben Abend fand per Zufall das Traubenerntedankfest im Dorf statt, wo wir auf 22 Uhr eingeladen wurden.

Die Konfirmanden und Konfirmandinnen trugen während des ganzen Abends folkloristische Tänze für das durchmischte einheimische Publikum vor. Das Erntedankfest dauerte bis in die frühen Morgenstunden.


Sonntag

Am Sonntagmorgen nahm sich der neue 27-jährige Pfarrer, Arpad Szigeti, vor seiner Predigt, eine halbe Stunde Zeit für uns. Er konnte uns wichtige Fakten über die Planung, den Wiederaufbau und über die Zukunft des Hauses der Begegnung mit auf den Weg geben.

Von den Gastgeberfamilien wurden wir sehr herzlichen verabschiedet und so fuhren wir von Szentimre Richtung Flughafen ab.

Nach einem sicheren Flug und einer langen, durch Baustellen erschwerten Rückreise, kamen wir glücklich und mit vielen neuen Eindrücken um Mitternacht im Saanenland an.

Wir sind schon jetzt gespannt auf die nächste Reise, um zu sehen, was unsere Mikrokreditnehmer aus ihren Projekten gemacht haben.


An der Stelle möchten wir uns noch bei unseren langjährigen und treuen Unterstützer/Innen ganz herzlich bedanken. Ihre Mitgliederbeiträge und Spenden haben den Menschen in den beiden Dörfern schon über eine lange Zeit stark geholfen. Für spontane Spendenabsichten anbei die Bankverbindung unseres Hilfsvereins:

Saanen Bank IBAN:CH84 0634 2016 0193 7860 3


Für Fragen oder Anregungen, dürfen Sie sich gerne beim Vorstandspräsidenten Fabian Jaggi melden: fabian.jaggi@me.com


Als neues Vorstandsmitglied war es mir ein Vergnügen, den Bericht unserer Reise zu verfassen.

Simon Hauswirth


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